TEAM & LEHRE
Zurzeit bereichert Nikki als Lehrling Schneider Atelier mit Herz. Sie hat eine spannende Lebensgeschichte und hat erst in späteren Jahren beschlossen, Schneiderin zu lernen. Nikki und ich haben uns zuvor in einem Lebensstilzentrum kennengelernt. Dort haben wir nacheinander eine Ausbildung zum Life-Style-Counsellor gemacht. Sie ist nicht nur mein erster Lehrling, sondern vor allem meine Freundin. Ich bin dankbar, dass sie da ist – denn zu zweit arbeiten ist natürlich viel besser.
Leider gibt es nicht mehr viele Lehrbetriebe. Fast jedes Monat habe ich eine Anfrage, die ich ablehnen muss. Die meisten Schneider arbeiten von zuhause aus und sparen sich dadurch Mietkosten für ein Geschäftslokal. Für einen Lehrling sind bestimmte Räumlichkeiten notwendig, die zuhause oft nicht gegeben sind. Unser Handwerk spürt die industrielle Produktion stark und wurde dadurch ein Stück weit „klein gemacht“. Oft wird unsere Arbeit mit dem Preis der gekauften Bekleidung verglichen und nicht mit der tatsächlichen Arbeitszeit (auch für Änderungen und Reparaturen – die, die Industrie natürlich nicht macht). Viele Schneider sind dadurch gezwungen in teils hochpreisige Nischen abzuwandern, um für ihre Arbeit entsprechend entlohnt zu werden. Dh: Alltagsbekleidung als Maßarbeit gibt es in unseren Breiten kaum mehr. Meine Mutter ist in Wien aufgewachsen. Damals war es gängig, dass ihre Kleider beim Schneider angefertigt wurden. Mit der industriellen Produktion und dem Abwandern in Billiglohnländer kleiden wir uns heute weniger qualitativ als z.B. in den 50iger Jahren. In Sache Bekleidung kann ich nur Eines sagen: Weniger mit Qualität, ist mehr, auch für unsere Umwelt.
Lieben Gruß, eure Schneiderin mit ❤️
Gudrun
PS: Das heißt nicht, dass industrielle Produktion keinen Platz hat, aber der Platz sollte ihr zugewiesen werden.
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